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Eine Oase im Chianti-Tal

Es gibt Momente, die rauben einem wortwörtlich den Atem. So einen hatten wir als wir am späten Nachmittag bei unserer neuen Bleibe ankamen – ein Agriturismo bei Greve in Chianti. Nach ca. vierstündiger Fahrt von Venedig, über Bologna und Florenz erreichten wir das Tal des Chianti-Weins.

Nachdem wir die Strada Chiantigiana verlassen hatten, ging es über eine Schotterpiste bergauf, an Olivenbäumen, Weinreben und vereinzelten Weingütern entlang bis zu dem Ort, der für die nächsten vier Tage unser Zuhause sein sollte. So sehr uns Venedig auch begeistert hat, war dieser Kontrast einfach unglaublich. Wir blickten jetzt auf ein Gebiet, das ich der Toskana nicht zugeordnet hätte: das fruchtbare, grüne Chianti-Tal mit teilweise 1000 m hohen bewaldeten Bergen. Die Luft riecht würzig, der leichte Wind macht die Wärme gut erträglich. Und dann ist da noch die Stille, nur durchdrungen von Vogelstimmen, dem Wind in den Bäumen und den Hähnen, die sich von den weit voneinander entfernt liegenden Höfen zurufen, um keinen Zweifel daran zu lassen, wer über ihr begrenztes Reich herrscht. Ich glaube das war der Moment, in dem wir einige unserer Pläne gestrichen haben. Was sollte jetzt noch kommen? Es konnte kaum etwas schöner sein als dieser Ort. Wenn wir ehrlich sind, hätten wir uns am liebsten die vier Tage kein Stück von unserer Terasse wegbewegt. Allein der Ausblick war unbezahlbar.

Wir ließen es demnach sehr ruhig angehen und unternahmen lediglich ein paar Ausflüge in die nahegelegenen kleinen Orte und natürlich nach Greve.

Außerdem genossen wir das gute Essen und den Chianti, aber vor allem das Abschalten von jeglichem Alltag. Dabei half uns auch die wundervolle Atmosphäre des Agriturismo Podere Somigli Correani, liebevoll geführt und gestaltet von Elena und ihrer Familie. Wir wurden sehr herzlich empfangen und konnten uns nur noch wohlfühlen. Besonderes Highlight waren die Abendessen auf der Terasse, selbst gekocht von Nonna Loretta und dazu natürlich die ein oder andere Flasche des eigenen Chianti-Weins.
Eine weitere Besonderheit sind Alfredos Kunstwerke, Bilder, Skulpturen, die überall auf dem Hof zu finden sind und natürlich die handbemalten Etiketten für die Weinflaschen, jeder Jahrgang erhält eine eigene Kreation.

An einem Nachmittag gab uns Elena eine Privatführung durch den Weinkeller, inklusive Beschreibung des Herstellungsprozesses. Zu sehen, wie viel Arbeit hinter einer Flasche Wein oder Olivenöl steht, verändert automatisch die Beziehung zu den Lebensmitteln, die man verzehrt. Es ist bereichernd zu sehen, wie die Produkte entstehen und lässt die Wertschätzung steigern. Das ist etwas, was mir während unseres gesamten Urlaubs aufgefallen ist: Im Gegensatz zu Deutschland wird das Essen viel höher bewertet. Natürlich gibt es auch hier Fastfood-Ketten, aber man muss sie suchen und findet sie nur in größeren Städten. Und, wir haben nicht ein einziges Mal schlecht gegessen. Selbst in einfachen Restaurants bekommt man gute bis sehr gute Hausmannskost. Zwar sind die Preise insgesamt etwas höher als in Deutschland, aber das zahlt sich aus und zeigt auch wieder die Wertschätzung, die dem Essen, aber auch den Berufen, die damit zusammenhängen, entgegengebracht wird.

Die Zeit auf dem Landgut Somigli hat unseren Urlaub sehr geprägt. Sie hat die Geschwindigkeit rausgenommen und uns geholfen, ein paar Programmpunkte ohne schlechtes Gewissen zu streichen. Auch eine Sache, die ich lernen muss: Man muss niemandem Rechenschaft ablegen und mit immer neuen Urlaubsabenteuern und Fotos glänzen. Es ist sowieso kaum möglich, die allgegenwärtige Schönheit der Landschaft in einer Momentaufnahme einzufangen.

Manchmal reicht auch eine kleine Terasse mit weitem Ausblick, ein Glas Chianti und ein paar Feigen frisch vom Baum.

Dieser Artikel enthält unbezahlte Werbung aus Überzeugung.

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